Dadurch, dass nun in einer einzelnen Einheit seltener bis zum MV trainiert wird, kann dafür häufiger trainiert werden.
Ein kurzer Blick zurück in die Zeit, in der ich mich kaum steigern konnte:
Die Programme, nach denen ich trainiert habe, sahen fast immer ein Training pro Woche pro Übung bzw. Muskelgruppe vor. Ein klassischer Aufbau einer Trainingswoche war in etwa wie folgt:
Montag: Kniebeugen/Beine
Dienstag: Bankdrücken/Brust, Schultern und Arme
Donnerstag: Kreuzheben/Beine und Rücken
Freitag: Schulterdrücken/Schultern, Arme
Für manche Sportler, insbesondere aber für sehr Fortgeschrittene, kann dies durchaus eine effektive Trainingsgestaltung darstellen. Der Großteil der Trainierenden hingegen könnte womöglich von einer höheren Trainingsfrequenz profitieren, d.h. jede Übung bzw. Muskelgruppe wird mehrmals pro Woche trainiert.
Wird eine solche höhere Freequenz umgesetzt, ist es aus eben diesem Grund derart wichtig, nicht zu oft bis zum MV zu trainieren. Wer bei drei Bankdrückeinheiten in der Woche schon im ersten Training bis an seine absoluten Grenzen geht, der wird in den beiden folgenden Einheiten vermutlich eine nur geringe Leistung abrufen können. Der hohe Erschöpfungsgrad aus der ersten Einheit beeinflusst damit die restliche Trainingswoche negativ.
Ein mehrmaliges Training für eine Übung bzw. Muskelgruppe innerhalb einer Woche könnte durchaus einige Vorteile mit sich bringen:
Ob es wirklich effektiver ist, sein Training bei gleichbleibendem Volumen auf mehrere Tage aufzuteilen, um Kraft und Muskelmasse aufzubauen, ist allerdings nicht ganz eindeutig erwiesen. Schoenfeld et al. (2015), zeigen, neben einigen anderen Studien, einen positiven Effekt für erfahrene Sportler, folgern aus der aktuellen wissenschaftlichen Lage aber auch, dass eine höhere Trainingsfrequenz für Einsteiger nicht unbedingt notwendig ist (14, 15). In einer neuen Meta-Analyse, ebenfalls von Schoenfeld et al., kommen die Autoren zum Schluss, zwei Einheiten pro Woche pro Muskel sind vermutlich mit besseren Kraft- und Hypertrophiezuwächse verbunden als eine einmalige Belastung. Ob sogar drei Einheiten pro Woche vorteilhaft sein können, ist weniger klar (21). Letzten Endes heißt das aber keineswegs, dass die „klassischen“ Pläne, wie oben beispielhaft dargestellt, nicht ebenso funktionieren können.
Rastaad et al. (2012) untersuchten an 16 erfahrenen Kraftdreikämpfern, ob es einen positiven Trainingseffekt gibt, wenn ein üblicherweise 3x pro Woche ausgeführtes Training in 6 kleinere Einheiten aufgeteilt wird. Die Anzahl der Übungen, Sätze, Wiederholungen und Intensitätsbereiche blieben, bezogen auf eine gesamte Trainingswoche, in beiden Gruppen gleich.
Die Gruppe, die 6x pro Woche trainierte, konnte ihre Maximalkraftleistung in den Wettkampfübungen und ihre Muskelmasse am Oberschenkel wesentlich deutlicher verbessern als die Probanden, die das klassische Training (3x) ausführten.
Während es also durchaus Hinweise auf einen positiven Nutzen gibt, konnten andere Studien hingegen nur geringe Unterschied feststellen. (17-20)
Allerdings gab es in den Studien teilweise Unterschiede im Trainingsvolumen zwischen den untersuchten Gruppen, die Zahl der Probanden (die oftmals untrainiert, weiblich oder höheren Alters waren) war gering und der untersuchte Zeitraum war kurz.
Deshalb sollte eine Interpretation der Ergebnisse nur mit Vorsicht folgen. Denn was bei einer untrainierten Person zutrifft, muss nicht zwangsläufig auch für erfahrene Sportler gelten.
Trotz nicht ganz eindeutiger Evidenz für eine direkte Auswirkung der Trainingsfrequenz (bei gleichbleibendem Volumen) auf die Kraft und das Muskelwachstum eines Sportlers, so könnten auch noch weitere, indirekte Effekte durchaus einen positiven Einfluss auf das Training haben.
Dies sind vor allem eine verbesserte Technik, dadurch mehr Belastung auf dem Muskel und einem verringerten Verletzungsrisiko, die Möglichkeit, einfacher ein höheres Trainingsvolumen absolvieren zu können als auch eine verbesserte Konzentration durch die kürzeren Trainingseinheiten.
Ein weniger häufig absolviertes Training für eine Übung bzw. Muskelgruppe ist dadurch nicht unbedingt „schlechter“ und hat ebenso seine Berechtigung. Wie Schoenfeld et al. (2016) erwähnen, bestehen hier zudem individuelle Differenzen – während ein hochfrequentes Training für den einen wunderbar funktioniert, muss das nicht zwangsläufig auch für den anderen gelten. Aus rein anekdotischer Evidenz läge meine Empfehlung darin, ganz einfach eine höhere Frequenz auszuprobieren, um zu sehen, ob man damit besser zurecht kommt oder nicht.
Die genau Trainingshäufigkeit hängt ganz vom Individuum, dessen Zielen, dem Leistungsstand und einigen anderen Faktoren ab.
Eine Übung oder eine Muskelgruppe 2x pro Woche zu trainieren könnte allerdings für den Großteil der Sportler ein geeigneter Startpunkt sein, von dem aus dann weitere Anpassungen getroffen werden können.
Solltest du also zu der Fraktion gehören, die alles 1x wöchentlich trainiert und du kommst in deinem Training aktuell nicht weiter, probier‘ es mit e iner erhöhten Trainingsfrequenz!
Wenn du bereits jede Partie 2x pro Woche trainierst und trotzdem keine Fortschritte mehr machst, so kannst du entweder die Frequenz noch weiter erhöhen oder einfach das Volumen bei gleichbleibender Trainingshäufigkeit anheben.
Sollte alles nicht helfen, so bestünde eine mögliche Vorgehensweise darin, vorübergehend auf ein sehr niedrigfrequentes Programm zu wechseln, dich primär auf den Aufbau von Kraft mit hohen Intensitäte zu konzentrieren und dich anschließend wieder im Umfang nach oben zu arbeiten.
*Nachtrag: es gibt mittlerweile eine neue Meta-Analyse von Schoenfeld et al. zum Thema, die mehr Evidenz liefert, dass eine etwas höhere Trainingsfrequenz von Vorteil sein kann.
1 Rooney, KJ.; Herbert, RD.; Balnave, RJ. (1994): Fatigue contributes to the strength training stimulus. In: Medicine and science in sports and exercise. Volume 26(9), S. 1160-1164.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7808251 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
2 Drinkwater, EJ.; Lawton, TW; Lindsell, RP; Pyne, DB; Hunt, PH; McKenna, MJ. (2005): Training leading to repetition failure enhances bench press strength gains in elite junior athletes. In: Journal of Strength and Conditioning Research. Volume 19(2), S. 382-388.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15903379 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
3 Giessing, J.; Fisher, J.; Steele, J.; Rothe, F.; Raubold, K.; Eichmann, B. (2014): The effects of low volume resistance training with and without advanced techniques in trained participants. In: The Journal of sports medicine and physical fitness. [Epub]
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25303171 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
4 Israetel, M.; Hoffmann, J.; Smith, CW. (2015): Scientific Principles of Strength Training. (Ebook).
5 Izquierdo, M.; Ibañez, J.; González-Badillo, JJ.; Häkkinen, K.; Ratamess, NA.; Kraemer, WJ.; French, Eslava, J.; Altadill, A.; Gorostiaga, XA. (2006): Differential effects of strength training leading to failure versus not to failure on hormonal responses, strength, and muscle power gains. In: Journal of Applied Physiology. Volume 100(5).
URL: http://jap.physiology.org/content/100/5/1647.long (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
6 Folland, J.; Irish, C.; Roberts, J.; Tarr, J.; Jones, D.; Williams, A. (2002): Fatigue is not a necessary stimulus for strength gains during resistance training. In: British Journal of Sports Medicine. Volume 36(5), S. 370-374.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1724546/ (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
7 Samspon, JA.; Groeller, H. (2015): Is repetition failure critical for the development of muscle hypertrophy and strength? In: Scandinavian Journal of medicine & science in sports, [Epub].
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25809472 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
8 Willardson, JM.; Norton, L.; Wilson, G. (2010): Training to Failure and Beyond in Mainstream Resistance Exercise Programs. In: Strength & Conditioning Journal. Volume 32(3), S. 21-29.
URL: http://journals.lww.com/nscascj/Abstract/2010/06000/
Training_to_Failure_and_Beyond_in_Mainstream.2.aspx (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
9 Nuckols, Greg (2015): Training to Failure, or Just Training to Fail? In: strengtheory.com
URL: http://www.strengtheory.com/training-to-failure-or-just-training-to-fail/ (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
10 Khamoui, AV.; Willardson, JM. (2011): Is Training to Failure a Safe and Effective Method for Improving Athletic Performance? In: Kinesiology & Sports Studies at The Keep.
URL: http://thekeep.eiu.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1022&context=kss_fac (Letzter Zugriff: 06.12.2015)
11 Phillips, SM.; Tipton, KD.; Aarsland, AD.; Wolf, SE.; Wolfe, RR. (1997): Mixed muscle protein synthesis and breakdown after resistance exercise in humans. In: The American Journal of Physiology. Volume 273(1 Pt 1), E99-107.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9252485# (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
12 MacDougall, JD.; Gibala, MJ.; Tarnopolsky, MA.; MacDonald, JR.; Interisano, SA.; Yarasheski, KE. (1995): The time course for elevated muscle protein synthesis following heavy resistance exercise. In: Canadian Journal of Applied Physiology. Volume 20(4), S. 480-486.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8563679 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
13 Schoenfeld, BJ; Ratamess, NA.; Peterson, MD.; Contreras, B.; Tiryaki-Sonmez, G. (2015): Influence of Resistance Training Frequency on Muscular Adaptations in Well-Trained Men. In: Journal of Strength and Conditioning Research. Volume 29(7), S. 1821-1829.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov./pubmed/25932981 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
14 Häkkinen, K.; Kallinen, M. (1994): Distribution of strength training volume into one or two daily sessions and neuromuscular adaptations in female athletes. In: Electromyography and clinical Neurophysiology. Volume 34(2), S. 117-124.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8187678 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
15 Hartmann, MJ.; Clark, B.; Bembens, DA.; Kolgore, JL.; Bemben MG. (2007): Comparisons between twice-daily and once-daily training sessions in male weight lifters. In: International Journal of Sports Physiology and Performance. Volume 2(2), S. 159-69.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19124903 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
16 Raastad T.; Kirketeig, A.; Wolf, D.; Paulsen G. (2012): Powerlifters improved strength and muscular adaptations to a greater extent when equal total training volume was divided into 6 compared to 3 training sessions per week (abstract). In: Book of abstracts, 17th annual Congress of the European College of Sports Science. Brugge 4-7 July 2012.
URL: http://www.ed.ac.uk/polopoly_fs/1.94449!/fileManager/Book%20of%20Abstracts
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17 Arazi, H.; Asadi, A. (2011): Effects of 8 Weeks Equal-Volume Resistance Training with Different Workout Frequency on Maximal Strength, Endurance and Body Composition. In: International Journal of Sports Science and Engineering. Volume 05 (2011) No. 02, S. 112-118.
URL: http://www.worldacademicunion.com/journal/SSCI/SSCIvol05no02paper07.pdf (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
18 Candow, DG.; Burke, DG. (2007): Effect of short-term equal-volume resistance training with different workout frequency on muscle mass and strength in untrained men and women. In: Journal of Strength and Conditioning Research. Volume 21(1), S. 204-7.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17313289 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
19 Benton, MJ.; Kasper, MJ.; Raab, SA.; Waggener, GT.; Swan, PD. (2011): Short-term effects of resistance training frequency on body composition and strength in middle-aged women. In: Journal of Strength and Conditioning Research. Volume 25(11), S. 3142-3149.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21881534 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
20 Calder, AW.; Chilibeck, PD.; Webber, CE.; Sale, DG. (1994): Comparison of whole and split weight training routines in young women. In: Canadian Journal of Applied Physiology. Volume 19(2), S. 185-99.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8081322 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
21 Schoenfeld, BJ; Ogborn, D.; Krieger, JW. (2016): Effects of Resistance Training Frequency on Measures of Muscle Hypertrophy: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Sports med [Epub ahead of print].
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27102172 (Letzter Zugriff: 06.05.2016).
22 Burd, NA.; West, DW.; Staples, AW.; Atherton, PJ.; Baker, JM.; Moore, DR.; Holwerda, AM.; Parise, G.; Rennie, MJ.; Baker, SK.; Phillips, SM. (2010): Low-load high volume resistance exercise stimulates muscle protein synthesis more than high-load low volume resistance exercise in young men. In: PLoS One. Volume 5(8), e12033.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20711498 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
23 Krieger, J. (2010): Single vs. multiple sets of resistance exercise for muscle hypertrophy: a meta-analysis. In: Journal of Strength and Conditioning Research. Volume 24(4), S. 1150-1159.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20300012 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
24 Hypertrophy. In: strengthandconditioningresearch.com.
UIRL: http://www.strengthandconditioningresearch.com/hypertrophy/#3 (Letzter Zugriff: 06.12.2015)
25 Karl, JO.; Greg, JW.; Robert, PW.; Peter, WM.; Andre, L. (1997): The Effect of Weight Training Volume on Hormonal Output and Muscular Size and Function. In: Journal of Strength and Conditioning Research. Volume 11(1), S. 148-154.
URL: http://www.researchgate.net/publication/232177076_The_Effect_of_Weight
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26 Rhea, MR.; Alvar, BA.; Ball, SD.; Burkett, LN. (2002): Three sets of weight training superior to 1 set with equal intensity for eliciting strength. In: Journal of Strength and Conditioning Research. Volume 16(4), S. 525-529.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12423180 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
27 Nuckols, G. (2014): More is More. In: strengtheory.com
URL: http://www.strengtheory.com/more-is-more/ (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
28 Robbins, DW.; Marshall, PW.; McEven, M. (2012): The effect of training volume on lower-body strength. In: Journal of Strength and Conditioning Research. Volume 26(1), S. 34-9.
URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22158142 (Letzter Zugriff: 06.12.2015).
One Comment to "3 Trainingsänderungen für mehr Fortschritt – Frequenz"
Wie du in 6 Monaten 20kg mehr hebst | Wissen Ist Kraft says:
4. März 2016 at 12:47 -
[…] ein besserer Kreuzheber werden möchte, der sollte auch mehr und häufiger heben! Ich habe schon zuvor darüber geschrieben, was genau eine höhere Trainingsfrequenz für Vorteile mit sich […]